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Selbstbewusstsein stärken - Duckmäuserkatzen

Ich soll was über die Möglichkeiten sagen, wie und ob man das Selbstbewusstsein einer Katze in einer Katzengruppe (sprich Mehrkatzenhaushalt) stärken kann, hiess es.

Da dies ein Blog ist, das grossen Wert auf Service am Leser legt (höhö :D ) hab ich mir nun also meine Gedanken dazu gemacht.

Der erste Punkt ist, haben Katzen ein Ich-Bewusstsein? In der Forschung wird es Tieren, die sich nicht im Spiegel erkennen, abgesprochen.  Das heisst, dass Primaten und andere Affenarten, Raben, Delfine und Schweine ein Ich-Bewusstsein haben, Katzen und Hunde angeblich aber nicht.
Das glaube ich - selbstverständlich - nicht und ihr hoffentlich auch nicht.
Ich denke nicht, dass man Ich-Bewusstsein am Erkennen des Spiegelbildes festmachen kann, sondern dass uns unsere Tiere täglich beweisen, dass sie sich selbst als Persönlichkeiten wahrnehmen, die Wünsche, Vorlieben und Abneigungen haben, die Neid und Eifersucht empfinden, ebenso wie Freude und Trauer.

So, nun also zu den Duckmäuserkatzen, den Underdogs, den sich unsicher verhaltenden Katzen, die sich immer im Hintergrund halten und/oder den anderen Katzen gegenüber wenig durchsetzungsfähig sind und dadurch Probleme haben.

Man macht aus einem Duckmäuser-Hasenfuss keinen Draufgänger. Man kann kleinere bis mittlere Verbesserungen erreichen, was das Durchsetzungsvermögen, bzw. die Stärkung des Selbstbewusstseins angeht, aber den Grundcharakter eines Tieres kann man (zum Glück) nicht ändern.

Dabei gehts nicht nur darum, dem Hasenfuss den Rücken zu stärken, sondern auch den anderen kätzischen Mitbewohnern zu signalisieren: Hallo, der Hasenfuss hat die gleichen Rechte wie ihr und Mobbing ist verboten.

Charakteristische Verhaltensweisen für den Hasenfuss sind:
Er kommt als Letzter zum Futtern, oft erst dann, wenn die anderen schon fertig sind.
Er beobachtet das Spielen der anderen, greift aber nicht ins Geschehen ein.
Er gibt seinen Schlafplatz ohne Gegenwehr auf, wenn eine andere Katze diesen für sich beansprucht.
Er gibt sich Mühe und achtet darauf, immer im Hintergrund zu bleiben.
Er unternimmt Anstrengungen, um unbeobachtet von den anderen das Katzenklo zu erreichen und/oder war schon mal oder ist öfter mal unsauber.

Wenn zwei oder mehr Punkte zutreffen: Hasenfuss.

Was dem Hasenfuss am meisten hilft, etwas mutiger zu werden und sich den anderen gegenüber durchzusetzen, ist, sich für ihn ganz spezielle Rituale auszudenken. Extrawürste, die nur er bekommt.
Er muss lernen: "ich bin nicht nur eine Katze unter mehreren, sondern ein Individuum und mein Mensch findet mich supertoll! Und ich darf mich auf Dinge freuen, die nur ich bekomme, die mir keine andere Katze streitig machen kann. Juhu."

Und die anderen Katzen merken: "Öh, den Hasenfuss gibts ja auch noch, und er hat sogar Rechte :-O"

Extrawürste sollten nichts mit Futter zu tun haben. Extra-Futter macht die anderen neidisch. Extra-Behandlung wird hingenommen und löst kein Wutausbrüchlein bei den anderen Katzen aus. Höchstens Verwunderung.
Und man sollte die Extrawürste, bzw. Rituale auch nicht direkt vor den Augen der anderen abhalten. Sondern man schnappt sich den Hasenfuss und geht mit ihm ins Schlafzimmer (oder halt ein anderes Zimmer) und macht die Türe zu.
Das wird der Hasenfuss anfangs eventuell gar nicht klasse finden. Geduld, er muss ja erstmal merken und kapieren, dass die Extrawurst etwas Tolles ist und Spass macht.

Die Extrawurst sollte aus Spielen und Schmusen bestehen. Irgendwas, was der kleine Hasenfuss halt gerne macht und wozu er sonst nicht kommt, weil er von den anderen verdrängt wird.
Am besten verbindet man diese Extrazeit mit einer Uhrzeit oder mit dem Füttern. Guter Zeitpunkt dafür wäre jeden Tag eine halbe Stunde nach dem abendlichen Füttern. Satte Katzen sind ausgeglichene Katzen und eine halbe Stunde nach dem Füttern war der Hasenfuss dann auch schon aufm Katzenklo und muss sich nicht mit voller Blase von Muddi herzen lassen, während er eigentlich nur pinkeln möchte ;)

Verlässlichkeit des Menschen ist Voraussetzung. Man kann eine Katze nicht an etwas gewöhnen, sie sich drauf freuen lassen und dann einfach keinen Bock haben. Wenn ihr das anfangt, müsst ihr es durchziehen.
Wenn ihr die Entwicklung des Hasenkaters mitverfolgt habt, dann ist euch aufgefallen, dass alles nur auf Berechenbarkeit des Menschen aus Sicht der Katze und Verlässlichkeit beruht. Der ist zwar kein Underdog in einer Katzengruppe, aber auch er musste erstmal lernen, dass er Ansprüche und Erwartungen haben darf und dass diese erfüllt werden.
Es war irre aufwendig, so lange Zeit jeeeeede Nacht um die gleiche Zeit draussen zu sein und mich mit ihm zu treffen, aber es hat sich gelohnt. 

Eine Katze, die keine Ansprüche und Erwartungen an ihren Menschen hat, hat wenig Antrieb, sich in Bezug auf Aufmerksamkeit durchzusetzen. Klar, wozu denn auch, wenns nichts bringt.
Hat sie das in Bezug auf den Menschen mal gelernt (die meisten Katzen müssen es nicht lernen, die sind Natural Born Aufmerksamkeitsjunkies :D ), hat diese Katze eine Grundlage an Durchsetzungsfähigkeit, die sie den anderen Katzen gegenüber anbringen kann und das entwickelt sich dann per Eigendynamik weiter auf andere Bereiche.

Ich kann das fast nicht erklären, deshalb hab ich auch so lange rumgeeiert, bis ich mich dazu aufgerafft habe, dazu etwas zu schreiben. Es funktioniert jedenfalls, glaubts einfach mal und probiert es aus. Man stösst eine Entwicklung an, löst ein Aha-Erlebnis im Katzenhirnchen aus, das die oft negierte und nichts desto Trotz vorhandene Eigenwahrnehmung der Katze aufhübscht. So einer Underdog-Katze muss man tatsächlich erstmal einimpfen, dass sie etwas wollen kann und darf und soll. Ausser der Befriedigung der Grundbedürfnisse, natürlich.

Was solchen Katzen sehr schmeichelt, ist, wenn ihr Mensch sich bei ihnen seine Markierung abholt.
Katzen geben über die Talgdrüsen im Gesicht Pheromone ab. Kennt jeder als Köpfchengeben und die angeschmusten Kanten von Wänden und Möbeln, an denen die Katze mit dem Gesicht entlang reibt, kennt auch jeder.
Sehr selbstbewusste Katzen gesichtsmarkieren alles und jeden. Jede Ecke, jede Kante in der Wohnung wird täglich mehrmals neu markiert.
Unsichere Katzen dagegen tun dies seltener.

Katzen finden es toll, wenn ihr Mensch ihnen die Hand vor das Gesicht hält, quasi mit der Aufforderung: los, markier mich,  ich bin dein Mensch und finde dich ganz, ganz super!

Man findet darüber kaum was zu lesen, aber meine Theorie ist, dass die Stellung in der Gruppe auch durch die Häufigkeit, mit der Menschen und vor allem Gegenstände gesichtsmarkiert werden, gefestigt wird.
Deshalb helfe ich da bei unsicheren Katzen immer nach.

Weiters finde ich wichtig, dass, wie schon erwähnt, den anderen Katzen gegenüber die Gleichstellung Hasenfusses in der Gruppe aus der Sicht des Menschen betont wird.
Dabei hilft es, wie in ganz vielen anderen Situationen, wenn die Katzen ihren Namen kennen und auch die Namen der anderen Katzen. Ist hier nachzulesen: Die 3-Punkte-Regel
Beim Leckerli füttern mit Namen aufrufen (der Aufgerufene kriegt eines und man lässt ihn das in Ruhe futtern, bevor der nächste aufgerufen wird und auch eines kriegt, und so weiter, bis alle mehrmals dran waren) lernt auch der Gruppen-Obermacker, dass er nicht schalten und walten kann, wie er möchte, sondern dass er - wie alle anderen Katzen auch und vor allem, wie der Hasenfuss auch - ein Leckerli nur dann bekommt, wenn er aufgerufen nicht. Und nicht, wenn er sich gegen die anderen durchsetzt.
Die Leckerli-Verteilungs-Runde nicht vor dem Füttern abhalten, gell? Hungrige Katzen sind garstige Katzen. 


Wird eine Katze in der Gruppe plötzlich gemobbt, die bisher von den anderen gut gelitten war, sollte man mit ihr den Tierarzt aufsuchen. Kranke Katzen werden in einer Gruppe meist gemobbt und oft ist das sogar der erste Hinweis auf eine Erkrankung einer Katze.

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