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Zuerst ein paar Fotos ...


... denn je nach Wetter und Katerbefinden sind es vielleicht
die letzten Bilder, die es vom grauen alten Herrn geben wird:

Auf jeden Fall schmeckte das Futter, an dem er im Keller
keinen Gefallen fand, im Garten viel besser. Und danach
gleich noch ein großer Schluck aus der Gießkanne.

Und anstatt in seiner schattigen Ecke an der Garage zu bleiben,
setzte er sich sogar in einen Sonnenfleck vor den Wintergarten.

Ganz verwundert waren wir, als er plötzlich auf dem seit Wochen
für ihn bereitliegenden alten Schafwollteppich unter dem Glasdach
saß und von dort in den Garten schaute.


Nach etwas Putenaufschnitt und einer leider nicht so saftigen,
aber anscheinend trotzdem schmackhaften Scheibe Roastbeef,
blieb er in unserer Nähe.

Früher hatte er gern im Wintergarten geschlafen, aber
in diesem Jahr hat er hier noch nicht freiwillig gelegen.


Doch nun lag er zwischen Wintergarten und seinem Garten
ganz entspannt und zeitweilig zuckten sogar die Schnurrhaare.


Irgendwann zog er sich dann an seine Gießkanne zurück,
und bekam nun ganz schnell sein gelbes Licht installiert.

So zottelig-feucht sieht sein Hinterteil leider 18 Stunden
nach einer Katerwäsche mit dem Waschlappen aus, ...

obwohl er ständig versucht sich möglichst sauber zu halten.

Inzwischen verliert er deswegen schon stellenweise das Fell
an den Hinterläufen. Und für die Fliegen verströmt er trotzdem
einen extrem anziehenden Duft ...




Ich hatte am Vormittag per Mail mit der Tierärztin Kontakt aufge-
nommen und so gut es als Laie möglich ist, versucht aus den
Tierarzt-
rechnungen seine Krankheiten mit den entsprechenden Daten und die
jeweils verabreichten Medikamente aufzulisten. Dazu habe ich auf
den Link vom aktuellen Kater-Post verwiesen. Am Nachmittag hatte
die Tierärztin Gelegenheit sich näher mit seinem Fall zu beschäftigen.
Und nach dem Telefonat mit ihr hatte ich bereits das Gefühl, dass
unser alter Herr dort zumindest in guten Händen ist. Ein anderes
Antibiotikum wäre noch möglich. Und gegen die Harnwegsinfektion
und zur Stärkung der Blasenschleimhaut gäbe es auch noch andere
Tabletten, als die, die Allegra's Tierarzt uns gab, und die er nun
seit 2 Tagen zusätzlich ins Futter bekommt. Nur vor dem Weg zur
Praxis graute es mir sehr - mindestens 20 Minuten Autofahrt. Ob das
in der Box versprühte Catitude für entspannte Katzen ihn wirklich
etwas beruhigen würde? Ich bereitete also seine Box vor und wartete
ziemlich angespannt bis etwa 17:40 Uhr. Denn um 18:15 Uhr sollten
wir in die Praxis nach Isenbüttel kommen. Die Sprechzeiten sind am
Nachmittag von 16 bis 19 Uhr und so würde dann ja genug Zeit
bleiben, um sich näher mit dem neuen Patienten zu befassen.

Leider war der Start zur Tierärztin mit mehr Stress als erwartet
verbunden: Ich hatte schon telefonisch angekündigt, dass wir
Herrn Katze vorher nicht nochmals waschen werden, da es jedes
Mal mit sehr viel Aufregung für ihn verbunden ist. Also sollte er
lieber mit einem leicht feuchten, uringetränkten Hinterteil auf
die Reisen gehen, da er ohnehin auf der Fahrt wieder reichlich
Urin in der kleinen Box absetzen würde. Aber bevor es losgehen
sollte, verbrachte er außgerechnet die letzte Gartenstunde in
einem anderen Beetbereich, der nicht mit Wachholderzweigen
ausgelegt war. Dementsprechend war sein Hinterteil voller Mulch
und Erde, als er hervorkam. Da nützte es nicht viel, dass er mit
seinem Hinterteil noch etwas über den Rasen schubberte, um
dann mit der Zunge nachzuputzen. Leider war meine Mutter in
dem Moment gerade so sehr mit meiner Großmutter beschäftigt,
dass ich ihn allein mit einem Waschlappen notdürftig reinigen
musste. Wie ich ihn dann trotz aller ausgefahrenen Krallen, die
sich überall festhielten, ins Körbchen buchsieren konnte, weiß ich
nicht. Jedenfalls war seine vorher sorgfältig ausgelegte Matte
im Körbchen total verrutscht und der arme Kater hatte sie am
Kopf, während sich sein Hinterteil auf dem nackten Plastikboden
befand. Aber er war berechtigterweise so böse auf mich, dass ich
es nicht wagte in sein Körbchen zu greifen und dort die weiche
Liegefläche auszurichten. Die Fahrt verlief erstaunlich ruhig.
Wahrscheinlich war er einfach erschöpft oder hatte resigniert.

Ein klein wenig mussten wir noch warten, aber dann hieß es im
Behandlungszimmer für den Kater Deckel hoch. Zuerst konnte der
Urinteststreifen direkt in die Unterschale der Box gehalten werden.
Allerdings hatte ich vergessen, dass ich vorher das Körbchen all-
seitig mit dem Entspannungsspray eingesprüht hatte, und der Test
wohl daher merkwürdige Ergebnisse lieferte. Also gab er mittels
einem sehr feinem Strahl eine neue Probe auf dem Untersuchungs-
tisch ab. Wieviele Werte auf dem Teststreifen nun reagierten,
weiß ich nicht mehr - jedenfalls nicht wenige. Besonders merk-
würdig und besorgniserrregend fand seine neue Tierärztin den ganz
dünnen Urinstrahl. Weder mit einem Katzen-Katheter oder einer
noch feineren Kanüle war dort hineinzukommen, um seine prall
gefüllte Blase zu entleeren. Die Ursache seiner Beschwerden
scheint nur in der vordersten Penisspitze zu liegen. Röntgen
oder Ultraschall waren nicht nötig.

Diesem Problem haben leider die drei Tierärztinnen in der
anderen Praxis, bei denen der Miesekater vorher von Ende Juli bis
zum 20. August deswegen in Behandlung war, kaum Beachtung
geschenkt, und ihm immer nur ein anderes Antibiotikum verabreicht.
Es mag auch sein, dass der Urinstrahl bei den 4 Tierarztbesuchen
noch etwas kräftiger war. Und ich als Laie, mit einigen Informationen
aus Katzenratgebern und dem Internet, habe dummerweise geglaubt,
dass, wenn er trotzdem noch so viel Urin absetzen kann, es für ihn
zwar unangenehm ist, aber es nur wichtig wäre, dass endlich die
Harnwegsinfektion abklingt. Zumal mir in seiner alten Tierarztpraxis
mehrfach erklärt wurde, dass die Blasenentzündung der Grund für
das Tröpfeln und permanente Urinieren wäre. Gut, vielleicht war
es auch mein Fehler, dass ich mit einer der Tierärztinnen überein-
stimmte, dass eine Penisamputation für ihn nicht in Frage käme,
da dieser Eingriff in seinem Zustand seinen Leidensweg nur unnötig
verlängern würde. Doch diese Tierärtzin war ja ausgerechnet
Mitte August, als es kritisch wurde, im Urlaub.

Bei seiner neuen Tierärztin hörte ich nun die Meinung, dass nur
eine Penisamputation sein Leben retten könnte. Den Eingriff
würde er wohl überstehen, nur die Narkose ist in seinem Zustand
und in Kombination mit Diabetes ein sehr großes Problem. Zumal
die Blutuntersuchung auch schon sehr hohe Harnwerte im Blut
ergab. Um seinen Körper zu entlasten wurde nun die Blase punktiert
und reichlich Milliliter Urin mit einer Spritze herausgezogen. Die
genauerer Betrachtung des sterilen Urins ergab, dass er wohl keine
Probleme mit Struvitsteinen hat. Es gibt also keinen Grund ihm
weiter das spezielle Urinary-Trockenfutter anzubieten, das mir
in der anderen Praxis auf Nachfrage empfohlen wurde. Danach
bekam er ein anderes Antibiotikum, und wir vereinbarten einen
Termin für Freitag um 18:15 Uhr. Zur Zeit sieht es jedoch so aus,
dass das sein letzter Tierarztbesuch sein wird ...

Auch wenn die Prognose nun trotz seines immer noch starken
Lebenswillens sehr schlecht aussieht, so bin ich doch froh, dass wir
nun noch eine vierte Tierarzt-Meinung haben. Traurig ist nur, dass
ich erst jetzt den Weg zu dieser
Tierarztpraxis im Gesundheits-
zentrum in Isenbüttel
gefunden habe. Noch nie habe ich erlebt, dass
sich ein Tierarzt so viel Zeit für unseren grauen Kater genommen hat.
Und ich bin mir ziemlich sicher, dass ihm dort so mancher Irrweg
seit Ende März erspart geblieben wäre ...

Das soll jetzt aber nicht heißen, dass ich die Tierarztpraxis, in der
Klein Katze seit 2006 behandelt wurde, nun verteufele. Auch dort
hat man sich nach bestem Wissen und Gewissen um ihn gekümmert.
Dazu möchte ich aus der Einleitung von
'Handuch Katzenkrankheiten'
von Sabine Schroll einige Passagen zitieren: ' ... Aber es ist heute für
einen Tierarzt kaum mehr möglich, das ganze Spektrum der diagnos-
tischen und therapeutischen Verfahren vollständig zu beherrschen ....
Mit der höheren Lebenserwartung tauchen natürlich vermehrt alters-
bedingte Probleme auf, die noch erforscht werden müssen. Zu vielen
Störungen des Immunsystems - Allergien und Autoimmunkrankheiten -
fehlen noch Daten zu Ursache und Entstehung ... Beim heutigen
Wissensstand in der Veterinärmedizin ist es also für einen Tierarzt
nicht mehr möglich die gesamte Bandbreite vom Sportpferd bis
Sporthund, von der Hochleistungskuh bis zum Leguan und vom Zucht-
schaf bis zur Familienkatze optimal abzudecken ... Allein um auf
einem einzigen Spezialgebiet mit der Fortbildung und Zeitschriften-
lektüre auf em aktuellsten Stand zu bleiben, muss schon sehr viel Zeit
investiert werden ... In der Mitte bleibt der praktische Tierarzt,
der wie ein Allgemeinmediziner in der Humanmedizin die Basis-
versorgung gewährleistet ...'
Soweit das im 15-Minutentakt, in dem dort in der Tierarztpraxis von
morgens bis abends anscheinend Termine vergeben werden, noch
möglich ist. Manchmal musste ich trotzdem mit ihm länger warten,
da einige Fälle vor uns mehr Behandlung als eingeplant erforderten.
Aber rückblickend habe ich das Gefühl, dass etwas mehr Zeit für eine
umfassendere Beratung sinnvoll gewesen wäre. Denn wahrscheinlich
hätte ich mit etwas mehr Informationen ausgestattet die Langzeit-
Cortisonspritze abgelehnt, und einer Penisamputation doch schon
vor einigen Wochen zugestimmt ...

Auf der Rückfahrt war es im Körbchen ganz still - er war einfach
total erschöpft. Zuhause angekommen, setzte ich ihn vor das Wohn-
zimmerfenster und gab ihm Futter mit reichlich Feuchtigkeit. Aber
er war so ruhelos, dass wir ihn in den Keller brachten. Dort wackelte
er sofort zum Wasserschälchen und trank und trank. Ein Teufelskreis:
Gerade war seine Blase entleert, doch die Fahrt und die Untersuchung
waren so stressig, dass die Blutzuckerwerte bestimmt ins Unermess-
liche anstiegen, was wieder zu vermehrtem Durst führte. Auch seine
Nieren werden sicherlich unter den Aufregungen des Tages gelitten
haben. Nachdem wir ihm mehrfach sein Feuchtfutterschälchen mit
warmen Wasser aufgefüllt hatten, ließen wir ihn vorerst im Keller
liegen. Denn eine Katerwaschung war nach diesem Tag unerlässlich.
Doch nun brauchte er zuerst einmal eine Verschnaufpause. Das sah
Herr Katze jedoch ganz anders, denn fast lautlos schaffte er es die
Kellertreppe wieder hinaufzuklettern. Und als ich im Flur nach-
schaute, was da kraspelte, lag er bereits erschöpft auf dem Fuß-
boden. Ich brachte ihn ans Wohnzimmerfenster, aber sein größter
Wunsch war es in den Garten zu gehen. Es war schon fast dunkel,
so dass wir ihn in dem Zustand nicht mehr hinauslassen konnten.
Aber für einen Gartenspaziergang auf dem Arm reichte das Licht
gerade noch aus. Also wurde das Katertier wieder in eine Decke
gewickelt, und wir gingen noch etwas entlang der Beete. Doch
schon bald war er so unruhig auf dem Arm, dass ich ihn ins Haus
bringen musste. Da es schon spät war, ich demnächst auch mal zu
meinen grauen Damen nach Hause fahren wollte, und Herr Katze
bestimmt auch dringend Ruhe benötigte, entschieden wir uns ihn
nun zu waschen. Das Gestrampel und Gemaunze war fürchterlich,
als wir versuchten sein Hinterteil in die Waschschüssel mit etwas
Katzen-Shanmpoo zu tauchen. Aber so ließ sich das verklebte Fell
und die jetzt teilweise schon fast fellfreie Haut an den Hinterläufen
am Schonensten reinigen. Einen ganz kurzen Moment schien er
sogar das warme Wasser zu genießen und hielt still. Danach kam er
wieder in reichlich Handtücher und lag im Arm meiner Mutter. Im
Wohnzimmer angekommen, kam dann noch eine Wärmflasche unter
sein Hinterteil und so blieb er noch einige Zeit ganz ruhig und mit
geschlossenen Augen im Arm meiner Mutter liegen. Als er wieder
unruhig wurde, kam er in den Keller zum blauen Licht. Fressen
wollte er jetzt nicht mehr. Nur wieder etwas Wasser schlabbern.



Nachtrag Donnerstag, 2. September 2010:
Heute früh hat er voll Freude wieder ein Schälchen Feuchtfutter
gefressen. Seine Tierärztin ist der Meinung, dass er fressen soll,
was ihm Spass macht. Nun sollen ihm bestimmte Globulis die Angst
vorm Sterben nehmen und andere seine Organe und Nerven mobili-
sieren. Seine Salze haben wir nun nochmals ergänzt. Inzwischen
bekommt er fast alle 12 Schüßler-Salze über den Tag verteilt auf
sein Feuchtfutter: Zur Linderung von Schmerzen & Krämpfen, gegen
Blasenentzündung, zur Stärkung der Nieren und wegen Diabetes.

Ich denke mir, es ist an der Zeit ihn loszulassen. Aber ich würde
mir wünschen, dass er in seiner vertrauten Umgebung einschlafen
könnte. Nur scheint er noch so viel Lebensenergie zu besitzen, dass
ich ihn am Freitagabend zur Tierärztin bringen werde - bekanntlich
stirbt die Hoffnung zuletzt ... Aber die Wahrscheinlichkeit ist sehr
groß, dass seine Blutwerte so schlecht sind, dass es besser ist ihn
dann gleich dort von seinen Leiden erlösen zu lassen. Denn leider
können wir ihn in dem Zustand nicht mehr in seine geliebten Garten-
beete lassen - sofort ist er dort ein Opfer der Fliegen. Die Möglich-
keit, dass er sich im Garten verkriechen und dort in Ruhe sterben
könnte, hat er wohl leider verpasst ...

Aber vielleicht gibt es ja heute und morgen doch noch ein paar
entspannte Momente im Wintergarten. Und mit etwas Glück hat
die Fleischtheke morgen wieder schönes saftiges Roastbeef. Denn
beim Rascheln der Tüte kommt er noch immer erwartungsvoll
und mit leuchtenden Augen zum Tisch gewackelt ...

Fotos: S.Schneider




... denn je nach Wetter und Katerbefinden sind es vielleicht
die letzten Bilder, die es vom grauen alten Herrn geben wird:

Auf jeden Fall schmeckte das Futter, an dem er im Keller
keinen Gefallen fand, im Garten viel besser. Und danach
gleich noch ein großer Schluck aus der Gießkanne.

Und anstatt in seiner schattigen Ecke an der Garage zu bleiben,
setzte er sich sogar in einen Sonnenfleck vor den Wintergarten.

Ganz verwundert waren wir, als er plötzlich auf dem seit Wochen
für ihn bereitliegenden alten Schafwollteppich unter dem Glasdach
saß und von dort in den Garten schaute.


Nach etwas Putenaufschnitt und einer leider nicht so saftigen,
aber anscheinend trotzdem schmackhaften Scheibe Roastbeef,
blieb er in unserer Nähe.

Früher hatte er gern im Wintergarten geschlafen, aber
in diesem Jahr hat er hier noch nicht freiwillig gelegen.


Doch nun lag er zwischen Wintergarten und seinem Garten
ganz entspannt und zeitweilig zuckten sogar die Schnurrhaare.


Irgendwann zog er sich dann an seine Gießkanne zurück,
und bekam nun ganz schnell sein gelbes Licht installiert.

So zottelig-feucht sieht sein Hinterteil leider 18 Stunden
nach einer Katerwäsche mit dem Waschlappen aus, ...

obwohl er ständig versucht sich möglichst sauber zu halten.

Inzwischen verliert er deswegen schon stellenweise das Fell
an den Hinterläufen. Und für die Fliegen verströmt er trotzdem
einen extrem anziehenden Duft ...




Ich hatte am Vormittag per Mail mit der Tierärztin Kontakt aufge-
nommen und so gut es als Laie möglich ist, versucht aus den
Tierarzt-
rechnungen seine Krankheiten mit den entsprechenden Daten und die
jeweils verabreichten Medikamente aufzulisten. Dazu habe ich auf
den Link vom aktuellen Kater-Post verwiesen. Am Nachmittag hatte
die Tierärztin Gelegenheit sich näher mit seinem Fall zu beschäftigen.
Und nach dem Telefonat mit ihr hatte ich bereits das Gefühl, dass
unser alter Herr dort zumindest in guten Händen ist. Ein anderes
Antibiotikum wäre noch möglich. Und gegen die Harnwegsinfektion
und zur Stärkung der Blasenschleimhaut gäbe es auch noch andere
Tabletten, als die, die Allegra's Tierarzt uns gab, und die er nun
seit 2 Tagen zusätzlich ins Futter bekommt. Nur vor dem Weg zur
Praxis graute es mir sehr - mindestens 20 Minuten Autofahrt. Ob das
in der Box versprühte Catitude für entspannte Katzen ihn wirklich
etwas beruhigen würde? Ich bereitete also seine Box vor und wartete
ziemlich angespannt bis etwa 17:40 Uhr. Denn um 18:15 Uhr sollten
wir in die Praxis nach Isenbüttel kommen. Die Sprechzeiten sind am
Nachmittag von 16 bis 19 Uhr und so würde dann ja genug Zeit
bleiben, um sich näher mit dem neuen Patienten zu befassen.

Leider war der Start zur Tierärztin mit mehr Stress als erwartet
verbunden: Ich hatte schon telefonisch angekündigt, dass wir
Herrn Katze vorher nicht nochmals waschen werden, da es jedes
Mal mit sehr viel Aufregung für ihn verbunden ist. Also sollte er
lieber mit einem leicht feuchten, uringetränkten Hinterteil auf
die Reisen gehen, da er ohnehin auf der Fahrt wieder reichlich
Urin in der kleinen Box absetzen würde. Aber bevor es losgehen
sollte, verbrachte er außgerechnet die letzte Gartenstunde in
einem anderen Beetbereich, der nicht mit Wachholderzweigen
ausgelegt war. Dementsprechend war sein Hinterteil voller Mulch
und Erde, als er hervorkam. Da nützte es nicht viel, dass er mit
seinem Hinterteil noch etwas über den Rasen schubberte, um
dann mit der Zunge nachzuputzen. Leider war meine Mutter in
dem Moment gerade so sehr mit meiner Großmutter beschäftigt,
dass ich ihn allein mit einem Waschlappen notdürftig reinigen
musste. Wie ich ihn dann trotz aller ausgefahrenen Krallen, die
sich überall festhielten, ins Körbchen buchsieren konnte, weiß ich
nicht. Jedenfalls war seine vorher sorgfältig ausgelegte Matte
im Körbchen total verrutscht und der arme Kater hatte sie am
Kopf, während sich sein Hinterteil auf dem nackten Plastikboden
befand. Aber er war berechtigterweise so böse auf mich, dass ich
es nicht wagte in sein Körbchen zu greifen und dort die weiche
Liegefläche auszurichten. Die Fahrt verlief erstaunlich ruhig.
Wahrscheinlich war er einfach erschöpft oder hatte resigniert.

Ein klein wenig mussten wir noch warten, aber dann hieß es im
Behandlungszimmer für den Kater Deckel hoch. Zuerst konnte der
Urinteststreifen direkt in die Unterschale der Box gehalten werden.
Allerdings hatte ich vergessen, dass ich vorher das Körbchen all-
seitig mit dem Entspannungsspray eingesprüht hatte, und der Test
wohl daher merkwürdige Ergebnisse lieferte. Also gab er mittels
einem sehr feinem Strahl eine neue Probe auf dem Untersuchungs-
tisch ab. Wieviele Werte auf dem Teststreifen nun reagierten,
weiß ich nicht mehr - jedenfalls nicht wenige. Besonders merk-
würdig und besorgniserrregend fand seine neue Tierärztin den ganz
dünnen Urinstrahl. Weder mit einem Katzen-Katheter oder einer
noch feineren Kanüle war dort hineinzukommen, um seine prall
gefüllte Blase zu entleeren. Die Ursache seiner Beschwerden
scheint nur in der vordersten Penisspitze zu liegen. Röntgen
oder Ultraschall waren nicht nötig.

Diesem Problem haben leider die drei Tierärztinnen in der
anderen Praxis, bei denen der Miesekater vorher von Ende Juli bis
zum 20. August deswegen in Behandlung war, kaum Beachtung
geschenkt, und ihm immer nur ein anderes Antibiotikum verabreicht.
Es mag auch sein, dass der Urinstrahl bei den 4 Tierarztbesuchen
noch etwas kräftiger war. Und ich als Laie, mit einigen Informationen
aus Katzenratgebern und dem Internet, habe dummerweise geglaubt,
dass, wenn er trotzdem noch so viel Urin absetzen kann, es für ihn
zwar unangenehm ist, aber es nur wichtig wäre, dass endlich die
Harnwegsinfektion abklingt. Zumal mir in seiner alten Tierarztpraxis
mehrfach erklärt wurde, dass die Blasenentzündung der Grund für
das Tröpfeln und permanente Urinieren wäre. Gut, vielleicht war
es auch mein Fehler, dass ich mit einer der Tierärztinnen überein-
stimmte, dass eine Penisamputation für ihn nicht in Frage käme,
da dieser Eingriff in seinem Zustand seinen Leidensweg nur unnötig
verlängern würde. Doch diese Tierärtzin war ja ausgerechnet
Mitte August, als es kritisch wurde, im Urlaub.

Bei seiner neuen Tierärztin hörte ich nun die Meinung, dass nur
eine Penisamputation sein Leben retten könnte. Den Eingriff
würde er wohl überstehen, nur die Narkose ist in seinem Zustand
und in Kombination mit Diabetes ein sehr großes Problem. Zumal
die Blutuntersuchung auch schon sehr hohe Harnwerte im Blut
ergab. Um seinen Körper zu entlasten wurde nun die Blase punktiert
und reichlich Milliliter Urin mit einer Spritze herausgezogen. Die
genauerer Betrachtung des sterilen Urins ergab, dass er wohl keine
Probleme mit Struvitsteinen hat. Es gibt also keinen Grund ihm
weiter das spezielle Urinary-Trockenfutter anzubieten, das mir
in der anderen Praxis auf Nachfrage empfohlen wurde. Danach
bekam er ein anderes Antibiotikum, und wir vereinbarten einen
Termin für Freitag um 18:15 Uhr. Zur Zeit sieht es jedoch so aus,
dass das sein letzter Tierarztbesuch sein wird ...

Auch wenn die Prognose nun trotz seines immer noch starken
Lebenswillens sehr schlecht aussieht, so bin ich doch froh, dass wir
nun noch eine vierte Tierarzt-Meinung haben. Traurig ist nur, dass
ich erst jetzt den Weg zu dieser
Tierarztpraxis im Gesundheits-
zentrum in Isenbüttel
gefunden habe. Noch nie habe ich erlebt, dass
sich ein Tierarzt so viel Zeit für unseren grauen Kater genommen hat.
Und ich bin mir ziemlich sicher, dass ihm dort so mancher Irrweg
seit Ende März erspart geblieben wäre ...

Das soll jetzt aber nicht heißen, dass ich die Tierarztpraxis, in der
Klein Katze seit 2006 behandelt wurde, nun verteufele. Auch dort
hat man sich nach bestem Wissen und Gewissen um ihn gekümmert.
Dazu möchte ich aus der Einleitung von
'Handuch Katzenkrankheiten'
von Sabine Schroll einige Passagen zitieren: ' ... Aber es ist heute für
einen Tierarzt kaum mehr möglich, das ganze Spektrum der diagnos-
tischen und therapeutischen Verfahren vollständig zu beherrschen ....
Mit der höheren Lebenserwartung tauchen natürlich vermehrt alters-
bedingte Probleme auf, die noch erforscht werden müssen. Zu vielen
Störungen des Immunsystems - Allergien und Autoimmunkrankheiten -
fehlen noch Daten zu Ursache und Entstehung ... Beim heutigen
Wissensstand in der Veterinärmedizin ist es also für einen Tierarzt
nicht mehr möglich die gesamte Bandbreite vom Sportpferd bis
Sporthund, von der Hochleistungskuh bis zum Leguan und vom Zucht-
schaf bis zur Familienkatze optimal abzudecken ... Allein um auf
einem einzigen Spezialgebiet mit der Fortbildung und Zeitschriften-
lektüre auf em aktuellsten Stand zu bleiben, muss schon sehr viel Zeit
investiert werden ... In der Mitte bleibt der praktische Tierarzt,
der wie ein Allgemeinmediziner in der Humanmedizin die Basis-
versorgung gewährleistet ...'
Soweit das im 15-Minutentakt, in dem dort in der Tierarztpraxis von
morgens bis abends anscheinend Termine vergeben werden, noch
möglich ist. Manchmal musste ich trotzdem mit ihm länger warten,
da einige Fälle vor uns mehr Behandlung als eingeplant erforderten.
Aber rückblickend habe ich das Gefühl, dass etwas mehr Zeit für eine
umfassendere Beratung sinnvoll gewesen wäre. Denn wahrscheinlich
hätte ich mit etwas mehr Informationen ausgestattet die Langzeit-
Cortisonspritze abgelehnt, und einer Penisamputation doch schon
vor einigen Wochen zugestimmt ...

Auf der Rückfahrt war es im Körbchen ganz still - er war einfach
total erschöpft. Zuhause angekommen, setzte ich ihn vor das Wohn-
zimmerfenster und gab ihm Futter mit reichlich Feuchtigkeit. Aber
er war so ruhelos, dass wir ihn in den Keller brachten. Dort wackelte
er sofort zum Wasserschälchen und trank und trank. Ein Teufelskreis:
Gerade war seine Blase entleert, doch die Fahrt und die Untersuchung
waren so stressig, dass die Blutzuckerwerte bestimmt ins Unermess-
liche anstiegen, was wieder zu vermehrtem Durst führte. Auch seine
Nieren werden sicherlich unter den Aufregungen des Tages gelitten
haben. Nachdem wir ihm mehrfach sein Feuchtfutterschälchen mit
warmen Wasser aufgefüllt hatten, ließen wir ihn vorerst im Keller
liegen. Denn eine Katerwaschung war nach diesem Tag unerlässlich.
Doch nun brauchte er zuerst einmal eine Verschnaufpause. Das sah
Herr Katze jedoch ganz anders, denn fast lautlos schaffte er es die
Kellertreppe wieder hinaufzuklettern. Und als ich im Flur nach-
schaute, was da kraspelte, lag er bereits erschöpft auf dem Fuß-
boden. Ich brachte ihn ans Wohnzimmerfenster, aber sein größter
Wunsch war es in den Garten zu gehen. Es war schon fast dunkel,
so dass wir ihn in dem Zustand nicht mehr hinauslassen konnten.
Aber für einen Gartenspaziergang auf dem Arm reichte das Licht
gerade noch aus. Also wurde das Katertier wieder in eine Decke
gewickelt, und wir gingen noch etwas entlang der Beete. Doch
schon bald war er so unruhig auf dem Arm, dass ich ihn ins Haus
bringen musste. Da es schon spät war, ich demnächst auch mal zu
meinen grauen Damen nach Hause fahren wollte, und Herr Katze
bestimmt auch dringend Ruhe benötigte, entschieden wir uns ihn
nun zu waschen. Das Gestrampel und Gemaunze war fürchterlich,
als wir versuchten sein Hinterteil in die Waschschüssel mit etwas
Katzen-Shanmpoo zu tauchen. Aber so ließ sich das verklebte Fell
und die jetzt teilweise schon fast fellfreie Haut an den Hinterläufen
am Schonensten reinigen. Einen ganz kurzen Moment schien er
sogar das warme Wasser zu genießen und hielt still. Danach kam er
wieder in reichlich Handtücher und lag im Arm meiner Mutter. Im
Wohnzimmer angekommen, kam dann noch eine Wärmflasche unter
sein Hinterteil und so blieb er noch einige Zeit ganz ruhig und mit
geschlossenen Augen im Arm meiner Mutter liegen. Als er wieder
unruhig wurde, kam er in den Keller zum blauen Licht. Fressen
wollte er jetzt nicht mehr. Nur wieder etwas Wasser schlabbern.



Nachtrag Donnerstag, 2. September 2010:
Heute früh hat er voll Freude wieder ein Schälchen Feuchtfutter
gefressen. Seine Tierärztin ist der Meinung, dass er fressen soll,
was ihm Spass macht. Nun sollen ihm bestimmte Globulis die Angst
vorm Sterben nehmen und andere seine Organe und Nerven mobili-
sieren. Seine Salze haben wir nun nochmals ergänzt. Inzwischen
bekommt er fast alle 12 Schüßler-Salze über den Tag verteilt auf
sein Feuchtfutter: Zur Linderung von Schmerzen & Krämpfen, gegen
Blasenentzündung, zur Stärkung der Nieren und wegen Diabetes.

Ich denke mir, es ist an der Zeit ihn loszulassen. Aber ich würde
mir wünschen, dass er in seiner vertrauten Umgebung einschlafen
könnte. Nur scheint er noch so viel Lebensenergie zu besitzen, dass
ich ihn am Freitagabend zur Tierärztin bringen werde - bekanntlich
stirbt die Hoffnung zuletzt ... Aber die Wahrscheinlichkeit ist sehr
groß, dass seine Blutwerte so schlecht sind, dass es besser ist ihn
dann gleich dort von seinen Leiden erlösen zu lassen. Denn leider
können wir ihn in dem Zustand nicht mehr in seine geliebten Garten-
beete lassen - sofort ist er dort ein Opfer der Fliegen. Die Möglich-
keit, dass er sich im Garten verkriechen und dort in Ruhe sterben
könnte, hat er wohl leider verpasst ...

Aber vielleicht gibt es ja heute und morgen doch noch ein paar
entspannte Momente im Wintergarten. Und mit etwas Glück hat
die Fleischtheke morgen wieder schönes saftiges Roastbeef. Denn
beim Rascheln der Tüte kommt er noch immer erwartungsvoll
und mit leuchtenden Augen zum Tisch gewackelt ...

Fotos: S.Schneider



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