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Zucht = Zucht

Im Moment hagelt es ja wieder Katzenkinder (hier nicht! Kein einziges ist bisher aufgetaucht, juhu).
Ich brauch ja meine tägliche Dosis Aufregung, damit mein Blutdruck in Schwung kommt. Die hole ich mir, in dem ich in Katzenforen lese. Manchmal kommt mein Blutdruck dadurch sogar so in Schwung, dass ich die Kaffeetasse absetzen muss, um sie nicht durchs geschlossene Fenster zu schmettern.

Jeder Hinz und Kunz meint ja beim ersten Sonnstrahl im März, schnell mal seine unkastrierte Katze decken lassen zu müssen. Bevor sie dann gaaaanz bestimmt endlich kastriert wird. Aber einmal Katzenbabies haben, das wäre doch schööööön. Und die Nachbarn nehmen eins, das ist schon fest abgemacht und Tante Adelheid vielleicht auch eines. Den Rest wird man sicher auch irgendwie unterkriegen.

Ich möchte morden. Ehrlich. Ich möchte diese Leute mit Schweinskopfsülze füttern bis ihnen die Augen aus dem Kopf quellen, damit sie wenigstens Hirn im Ranzen haben, wenn im Oberstübchen schon gähnende Leere ist.

Überall, in Printmedien, in jedem gottverdammten Käseblättchen aus Hintertupfingen, in Online-Nachrichtenmagazinen, im TV, beim Tierarzt in Plakatform, an Infoständen von Tierschutzvereinen in der Fussgängerzone, sogar in der Politik (Kennzeichnungs- und Kastrationspflicht-Diskussion), wirklich ü-ber-all wird man mit der Problematik der viel zuvielen Katzen konfrontiert und angebettelt, seine Tiere doch bitte-bitte-bitte rechtzeitig kastrieren zu lassen und Nachwuchs zu vermeiden. Wieviel Kaltblütigkeit, Gewissenlosigkeit und Gemeinheit gehört dann bitteschön dazu, dies alles zu ignorieren?

Wer ums Verrecken mal Katzenbabies haben will, der möge sich doch bitte umhören, es gibt massenhaft aufgegriffene trächtige Streunerkatzen, deren Trächtigkeit für einen Abbruch zu weit fortgeschritten ist und die dringendst einen Pflegeplatz bräuchten, wo sie ihre Jungen auf die Welt bringen könnten, damit diese nicht auch wieder verwildern.

Und damit zu den Züchtern. Auch die sind schuld an der Misere. Natürlich kann das gaaar nicht sein, denn wer eine Rassekatze haben will, der will keine ordinäre Hauskatze, sagt der Züchter. Denn der wird mit Messer und Zähnen sein Hobby (und seine Einkünfte) verteidigen. Und deshalb muss die Welt mit Maine Coons, Britisch-Kurzhaar und Norwegischen Waldkatzen geflutet werden. Wasser marsch.

Denn Rassekatzen, die im Tierheim landen gibts ja irgendwie nicht, aus Züchtersicht. Alles klar. Blind, oder was? Wohl eher genauso gewissenlos wie jeder dahergelaufene Hobby-Vermehrer. Denn der Zucht geht es, in den irrsinnigen Mengen, wie sie betrieben wird, nicht um Erhaltung einer Rasse, sondern um die pure Ausübung eines Hobbies, eines Interessengebietes, einer Passion. Aber natürlich ist jeder Züchter besser als Hinz und Kunz, die dahergelaufenen Vermehrer, denn sie stecken schliesslich jede Menge Geld und Zeit in ihr Hobby, sind im Zucht-Verein organisiert und mit dem Tierarzt per Du.
Das ist alles schön, liebe Züchter, aber es trägt trotzdem nicht zur Lösung der Problematik bei. Würdet ihr euer Hobby in etwas weniger gigantische Massenproduktion abdriften lassen und nicht versuchen, die Welt in Rassekatzen zu ersäufen (mal ein oder zwei Jahre mit der Zucht aussetzen wäre für euch der Weltuntergang, nicht wahr?), dann würde das sehr wohl zur Lösung der Problematik beitragen. Es würde vielleicht nicht jeder, der sich den Stammbaum einer Rassekatze im barocken Goldrahmen übers Sofa nageln möchte auf eine Wegwerfkatzen aus dem Tierschutz ausweichen, aber würde man nicht schon für ein paar läppische hundert Tacken beim Züchter shoppen können, würden sich schon aus Rücksicht auf ihren Geldbeutel mehr Leute in Tierheimen nach einem Tier umsehen.

Kurzum, im Grunde ist es völlig wurscht, ob Hinz und Kunz ihre "Minka" Junge kriegen lassen oder Züchter XY seine "Chayenne von und zu Blödmannshausen" decken lässt, die Zwerge müssen untergebracht werden. Und so lange jeder, Hinz und Kunz und Züchter, weitervermehrenzüchten wie es ihnen beliebt, gibt es keine Lösung für das Katzenproblem.

Wenn ich unser Käseblättchen aufschlage und in die Rubrik "Tiermarkt" schaue, möchte ich brüllen. Dort werden mindestens ebenso viele Rassekatzen von selbstverständlich absolut seriösen Züchtern angeboten, wie gewollte und ungewollte Katzenbabies von Hinz und Kunz. Aber das bilde ich mir alles nur ein, gell? Mal ein oder zwei Jahre mit der Zucht aussetzen, das wäre der Tod des Züchter-Egos und ab-so-lut un-zu-mut-bar und natürlich obendrein noch völlig ver-ant-wort-ungs-los der jeweils gezüchteten Rasse gegenüber, mit der die Welt überschwemmt werden soll.

Ich sag euch was, Züchter und Möchtegernzüchter, ihr seid alle gleich. Gleich gewissenlos, nur auf euer eigenes Interesse, euren Spass bedacht. Die Viecher an sich, die jucken euch einen alten Scheiss, bzw. nur so lange, bis sie aus dem Haus sind und das Geld auf dem Konto eingetrudelt ist und die Urkunde vom Verein/Ausstellung für einen vorzüglichen Wurf oder "bester Jungkater seiner Klasse" an der Wand hängt.


Ich finde kein passendes Label für dieses Posting. "Rant" ist zu harmlos, "Ausraster" auch. Vielleicht sollte ich eine Steigerung einführen, "Blutrausch" wäre heute passend.

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