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Achterbahn der Gefühle ...


Zuerst einmal die gute Nachricht, dass ich Herrn Katze gegen 21 Uhr,
als es ihm Garten zu dunkel und selbst im Wintergarten zu feucht-kalt
wurde, von der Gartenliege nahm, um ihn in seinen 'blauen' Keller
zu bringen. Dort fraß er auf seinem Krankenlager reichlich von dem
neuen Nieren-Feuchtfutter, das ich von der Tierärztin mitgebracht
hatte. Tragisch ist nur, dass ich extra, um ihn nicht weiterem Stress
auszusetzen, nicht mit ihm zu
seiner neuen Tierärztin gefahren bin,
uns dann aber wenig später ein richtig blöder Behandlungsfehler
unterlaufen ist: Die mindestens 20 minütige Fahrt zur Tierärztin und
die Untersuchung hätten sich sicherlich wieder negativ auf seine
Blutzuckerwerte und seine Nieren ausgewirkt. Zwar wäre dann dort
nochmals seine Blase durch das Punktieren entlastet worden, doch
durch die Aufregung wäre sein Blutzuckers gestiegen und seine Blase
wäre wieder blitzschnell gefüllt. Daher holte ich am Nachmittag das
Antibiotikum in einer kleinen Spritze ab, die er in 0,5 ml-Schritten
2x täglich ins Mäulchen bekommen soll. Nur leider war die Spritze
zuerst fürchterlich schwergängig und dann verschwanden plötzlich
1,5 ml im Katermaul - also die 3-fache Menge! Nun hoffen wir, da
er zuvor am Mittwoch eine 2-Tagesration bekam, dass sein ohne-
hin geschwächter Körper auch noch diesen Angiff auf sein Leben

übersteht. Jedenfalls bekommt er die nächste Dosis jetzt erst
Sonntag früh. Und dann sicherheitshalber in einer andere Spritze
genau dosiert und mit etwas Wasser verflüssigt. Was ein Tierarzt
dem Pflegepersonal alles sagen muss - auch wenn sich beide Seiten
noch so viel Mühe geben, geht leider trotzdem noch etwas schief ...


Nun aber der Reihe nach, warum ich für diesen Post den Titel
'Achterbahn der Gefühle' gewählt habe: Als ich am Donnerstag noch
einmal abends mit meiner Mutter telefonierte, ging es ihm schlecht.
Denn der Tag eignete sich kaum für einen Gartenaufenthalt und so
verbrachte der Kater wohl auch sehr viel Zeit im Keller. Das Futter
schmeckte ihm auch nur mäßig und sein Katzenklo suchte er nur
noch selten auf. Im Nachhinein vermute ich, dass ihm das neue
Antibiotikum noch zu schaffen machte. Aber wir hatten nun eher
seine Salz-Mischungen und Globulis in Verdacht, die seinen Körper
ständig über den Tag verteilt attackierten. Wir entschieden uns
in der Nacht alle Salze und Globulis auf dem Futter wegzulassen
und ihm stattdessen wieder ein zusätzliches Wasserschälchen mit
Bachblüten anzubieten, das ihm vielleicht das Sterben erleichtern
könnte. Und die Globulis, die ihm die Angst vorm Sterben nehmen
sollen, hatte er ja ohnehin schon am Morgen bekommen. Sehr
gern
wäre ich an dem Abend bei ihm gewesen. Doch irgendwie
hatte ich nach den telefonischen Schilderungen meiner Mutter das
Gefühl, dass er wohl eher im Laufe des nächsten Tages sterben
würde. Und hoffte sehr, dass ich ihm die Fahrt zur Tierärztin am
nächsten Abend ersparen könnte. Aber wie bei meiner Großmutter,
für die ihr Hausarzt nun seit dem Frühjahr keine Prognosen mehr
abgeben will, scheint auch unser Herr Katze ein kleines Stehauf-
männchen zu sein: Denn als ich gegen 8 Uhr mit meiner Mutter
telefonierte, da hatte das Katertier bereits ein Döschen Feucht-
futter verspeist, und es passte wohl sogar noch mehr in den
kleinen Katerbauch! Und als ich am Vormittag ankam, erzählte
mir meine Mutter voller Freude, dass sie ihn zeitweilig allein
in den Wintergarten eingesperrt hatte. Und als sie wenig später
vorbeikam, um nach ihm zu schauen, lag er plötzlich zufrieden
und entspannt auf der Gartenliege. Erstaunlich, dass er in seiner
Verfassung den Sprung geschafft hat. Dieser Platz, den er den
ganzen Sommer über verschmähte, ist nun wieder attraktiv!
Natürlich war die Liege jetzt nicht mehr geschützt, denn das
extra für ihn ausgestattete
'Katerzimmer' wollte er ja leider
im Juli & August nicht annehmen. Nun hatte die Liege einen
Urinfleck. Aber da die Saison eh' fast beendet ist, der Bezug
gewaschen werden kann, und wir zum Glück sogar noch eine
andere Auflage von einem früheren Liegestuhl besitzen, ist
das nun auch kein Drama mehr .


Als ich gegen Mittag ankam, lag er allerdings wieder
im Schatten der Garage an seiner Gießkanne.

Doch das mitgebrachte Futter wurde gern genommen.
Nur frißt er seit einigen Tagen jetzt lieber im Liegen.

Danach brauchte er anscheinend mal wieder sein Katzenklo.
Nun scheint ihn auch der Durchfall wieder etwas zu quälen.
Ob es nun die Wurm-Eier sind, die bei der Wurmbehandlung
Ende Juli nicht mit abgetötet werden konnten? Aber jetzt
auch noch eine Wurmkur? Was soll der kleine Körper denn
noch alles an Chemie verkraften? Oder ist es die Paste mit
Cranberries, die seinen kleinen Magen durcheinander bringt?

Wenig später entdeckte ich ihn unter dem Kirschlorbeer
im Garagenbeet. Zeitweilig ist seine Nickhaut zu sehen,
aber bis jetzt war das immer nur recht kurz der Fall.

Und wenig später kam er wieder aus dem schattigen Beet
hervor und legte sich vor dem Wintergarten in einen
Sonnenfleck - natürlich auf die kühlen Steine. Also schnell
den Kater angehoben und ihm eine Matte untergejubelt!

So feucht und urinverklebt sieht sein Fell an den Hinterläufen
jetzt leider immer aus. Trotzdem versucht er sich noch ständig
sauber zu halten, und verliert nun immer mehr Fell durch seine
Putz-Aktionen. Am Besten wäre es sein Hinterteil 2x am Tag
kurz zu baden. Aber er entwickelt dabei immer noch so viel
Kräfte, dass es allein nicht zu bewerkstelligen ist. Auch ist die
Gefahr sehr groß, dass er in Panik zubeißt. Und mit dicken
Lederhandschuhen geschützt, ist eine Katerwäsche nun
wirklich nicht möglich ...

Schmerzen scheint er allerdings nicht zu haben.
Weder ist er reizbar, noch unnahbar - im Gegenteil,
anstatt sich immer mehr zu verkriechen, sucht er
unsere Nähe. Auch ist er nicht apathisch sondern
zeitweilig noch immer erstaunlich interessiert an
seiner Umwelt. Nur diese schreckhafte Angst, die so
typisch für ihn war, die ist verschwunden. Schmerz-
Sympthome können nach
diesem Buch auch Unsauber-
keit, Erbrechen und Appetitlosigkeit sein.


Ob er in der Nacht aus seinem Bachblüten-Schälchen
getrunken hatte, war nicht festzustellen, da er wieder
reichlich Wasser verschüttet hatte. Im Wintergarten
war es jedenfalls interessant zu beobachten, dass er
überlegte, ob er aus der linken Schale trinken sollte.
Er entschied sich dann aber für reines Leitungswasser
aus dem Glasschälchen. Dieses Verhalten konnten wir
schon mehrfach bei ihm beobachten.


Sauber! Er protestierte erstaunlich wenig, als wir
sein Hinterteil in einer großen Plastikwanne mit
etwas
Katzen-Shampoo versenkten und sein Fell im Wasser
spülten. Danach legten wir ihn wieder in Handtüchern
trocken. Und zum ersten mal seit über 15 Jahren lag
Herr Katze wieder entspannt in meinem Arm und genoß
die wärmende Sonne unter dem Glasdach. Als sein Fell
einigermaßen getrocknet war, wollte er wieder aufstehen
und legte sich vor den Wintergarten. Also bekam er mittels
Handtüchern ein kleines Katzenkörbchen. Doch das gefiel
ihm auch nicht sehr lange. Er wollte auf Wanderschaft.
Doch da setzte ich mich gegen seinen Willen durch, nahm
ihn wieder auf den Arm und wir gingen entlang der Beete.
In der Sonne unter freiem Himmel schien er den Platz
im Arm sogar zu genießen.


Und als er sich in den noch feuchten Rasen legte,
bekam er wieder eine Matte und sein Wasserschälchen.
So lag er noch einige Zeit auf dem Rasen in der Sonne.

Die Natur ist wirklich ungerecht: Da liegt nun ein alter
kranker Kater auf dem Rasen, der vielleicht doch besser
bald sterben sollte, und hinter ihm in dem
winzigen Teich
ist in der Nacht ein großer kräftiger Igel ertrunken. Wir
haben schon seit Jahren in den beiden Becken Holzäste
zum Herausklettern befestigt, und noch nie war etwas
passiert. Das besonders Tragische ist, dass meine Mutter,
als der Kater immer wackeliger auf den Beinen wurde
aber nachts noch draußen blieb, die Becken mit 2 Regen-
tonnendeckeln zum Schutz des Katers abgedeckt hatte ...


Wenn der alte graue Herr im Garten ist, dann hat es
inzwischen etwas von einem Kleinkind, das man immer
im Augenwinkel beobachtet. Nach dem Sonnenbad auf
dem Rasen, zog er sich wieder an seinen kühlen Garagen-
platz zurück und lag mit dem Kopf
im Wachholderbeet.
Aber mit dem Hintern auf den Steinen vor seiner Gieß-
kanne. Ich war richtig froh, als er sich bald darauf auf
den Rasen in den Schatten legte. Also wieder Handtuch
geschnappt und sein Wasserschlächen bereitgestellt.


Doch nun zog es ihn unter den Buchsbaum ins Beet. Also der
richtige Zeitpunkt, um der Fleischtheke im Supermarkt einen
Besuch abzustatten.


Als ich zurückkam, saß der graue Herr auf dem Handtuch.
Vorher hatte er dort wohl sogar etwas geschlafen.


Und während ich mit meiner Einkaufstasche in
den Wintergarten ging, kam Herr Katze gleich
hinterhergewackelt.


Erwartungsvoll wartete er nun auf das, was von oben kam.
Und das war wieder lecker - dafür lohnte sich der Weg vom
Rasen zum Tisch! Doch man sieht ihm jetzt an, dass auch so
ein kurzer Weg ihm immer schwer fällt. Allerdings gab es auch
in guten Zeiten sehr viele Bilder vom Katertier, auf denen er
irgendwie traurig aussah.


Danach brauchte er eine Pause. Immer häufiger scheint
er jetzt auch Probleme mit dem Schlucken zu haben.
Wohl leider ein Zeichen von einer fortgeschrittenen
Nierenfunktionsstörung, wie ich
in diesem Buch gelesen
habe. Das würde auch erklären, warum er immer
schlechter gehen kann (abgesehen von der möglichen
Neuropathie durch seine Diabetes-Erkrankung). Dagegen
spricht noch, dass er Appetit hat und sein Fressen auch
nicht erbricht. Allerdings ist sein Fell stumpf & glanzlos
und schlapp & lustlos ist er auch - außer es gibt Futter,
das ihm schmeckt!

Danach brauchte er anscheinend unsere Gesellschaft.
Er legte sich erst vor den Wintergarten ...

und wenig später sogar hinein.

Traurig und schön zugleich, denn sein Näschen liegt auf
einem Stück Küchenrolle, mit dem wir einen der feuchten
Urinflecken abgedeckt haben.

Als ich am späten Nachmitag zur Tierärztin fuhr, um das
Antibiotikum zu holen, war er irgendwo im Garten ver-
schwunden. Aber während ich die Kübelpflanzen goss, ...

lag er plötzlich unter der Birke. Er hat immer noch Verstecke
in seinem Garten, die wir nicht kennen.

Langsam und in mehreren Etappen machte er sich danach
auf den Weg zum Wintergarten. Ob er nun eine Pinkelpause
brauchte oder sich einfach nur erschöpft hinlegen musste,
vermag ich nicht zu beurteilen.

Am Wintergarten angekommen, gab es ersteinmal zur
Stärkung das neue Nieren-Feuchtfutter und bald darauf
eine kurze Katerwäsche in der Waschschüssel. Danach
noch eine Kuschel-Trocken-Runde auf meinem Arm mit
untergeschobener Wärmflasche.

Und als er Anstalten machte nun auf die Liege zu springen,
bekam er dort eine Kuschelecke an der Rückenlehne ein-
gerichtet und noch eine Portion Futter dazu. Dort schlief er
dann bis es dunkel wurde. Gern hätte ich ihn dort noch länger
liegengelassen, aber er brauchte ja noch sein Antibiotikum
und ich wollte auch noch die Salze für den nächsten Tag
zusammenstellen. Denn auch, wenn es jetzt viele Salze gäbe,
die ihm Linderung verschaffen könnten, so sind es jetzt
einfach zu viele Symptome. Daher soll jetzt vorrangig seine
Nierenfunktion unterstützt werden, und Schmerzen soll er
natürlich auch keine haben ...

Die kleinen Stückchen Frischfleisch von Rind, Kalb, Pute und
Lamm, die ich ihm extra noch gegart hatte, habe ich leider
zusammen erhitzt und in einem Schälchen gemixt. Irgendeine
Fleischsorte missfiel Herrn Katze leider, so dass er zwar einen
Moment lang überlegte, aber dann das gesamte Futter ablehnte.
Es scheint also sinnvoller zu sein das Fleisch einzeln zuzubereiten
und getrennt zu servieren!

Also bekam er die dritte Portion vom Nierenfutter, allerdings
sicherheitshalber mit einem Mittel gegen Durchfall vermischt.
Das schmeckte ihm nun auch nicht mehr. Aber dafür hatte er
im Laufe des Tages für seine ca. 3,5 Kilo Katergewicht und
seinen aktuellen Krankheitszustand doch noch erstaunlich
viel gefressen.

Fotos: S.Schneider




Nachtrag Samstag 4. September 2010:
Auch von seinem neuen Nierenfeuchtfutter aus den Zoofachhandel
hat er heute Nacht gern etwas gefressen und sein Anflug von Durch-
fall scheint sich auch wieder normalisiert zu haben. Allerdings hat
er sich kaum von seinem Krankenlager erhoben, was aber nach
dieser Antibiotika-Dröhnung auch kein Wunder ist ...

Einige Stunden verbrachte er im Garten und schlief auch wieder
gern auf der Liege im Wintergarten.



Nachtrag Sonntag 5. September 2010:
Der alte Herr lebt immer noch, frisst und wartet wohl sehnsüchtig
darauf, dass er wieder in seinen Garten kommt. Leider sieht auch
dieser Tag nicht so sonnig aus, wie es der Wetterbericht noch am
Freitag angekündigt hatte. Aber neben der dringend erforderlichen
Katerwäsche gibt es heute hoffentlich noch ein paar schöne Kuschel-
momente und ein paar neue Futtersorten, die ihm schmecken ...



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