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Tage oder Wochen?


Diese Frage stellt sich nun nach dem Besuch bei seiner Tierärztin
am Abend. Dass er in den letzten 2 Wochen schwächer geworden
ist, habe wir festgestellt. Doch es ist erstaunlich, dass er immer
noch gut und viel frisst - etwa 300 bis 350g Feuchtfutter bei seinen
ca. 3 Kilo Katergewicht. Dazu kommt seit einigen Tagen nachts
sogar wieder etwas Diabetes-Trockenfutter. Und morgens steht er
erwartungsvoll im Keller, denn er möchte in den Garten.

Kaum war ich gegen Mittag angekommen, kam er auch bald aus
dem Beet hervor. Denn meist bringe ich ja anderes Futter von
meinen grauen Damen mit. Allerdings musste er zwischendurch
eine Pause einlegen, bis er wieder im Wintergarten ankam.

Bevor er sich so gemütlich auf seiner Liege ausstreckte,
konnte ich ihm ein flaches Schälchen unterschieben, um
wieder einen Urintest mit ihm zu machen. Aber leider
bestätigte sich meine Vermutung, dass das Antibiotikum
wohl nicht wirkt. Am Sonntag zeigte der Urin-Teststreifen
Blut an und heute deutete die Färbung auf Hämoglobin hin.

Aber wenigsten mochte er in 2 Etappen noch etwas sehr
saftiges Roastbeef, lag auf dem Boden auf seiner Matte oder
auf der Liege im Wintergarten und schien auch gegen ein
paar Streicheleinheiten nichts zu haben.

Kurz bevor wir zur Tierärztin fuhren, machte er noch einen
kleinen Spaziergang. Dieses Mal sogar zu einem Beet auf der
gegenüberliegenden Seite, wo er sich zwischen die Stauden
legte. Sicherlich wäre er gern noch etwas länger im Garten
geblieben, aber wir hatten die schwache Hoffnung, dass es
noch ein wirkungsvolleres Antibiotikum für ihn gibt. Und da
er in einer Kellernacht ca. 2qm Nachtlager komplett mit Urin
durchfeuchtet, gäbe es ja vielleicht doch eine Behandlungs-
möglichkeit für seine enge Harnröhre.

Die Fahrt zur Tierärztin verlief recht gut und ruhig. Aber im
Laufe der Untersuchung bzw. Behandlung wurde der Termin dann
im wahrsten Sinne des Wortes beschissen für ihn:
Damit er etwas
entspannter auf dem Untersuchungstisch sitzen sollte, wurde zuerst
seine Blase punktiert. Die erste Spritze ließ sich recht problemlos
mit seinem Urin befüllen. Bei der zweiten Spritze presste er jedoch
zeitgleich so sehr mit, dass bald darauf nicht nur Urin an seinem
Hinterteil hinunterlief sondern auch reichlich Kot und später Durch-
fall sein Fell verklebte. Und als er sich immer mehr verkrampfte,
musste sich der arme Kerl auch noch bis zum Mittags-Roastbeef
übergeben. Danach war vorerst keine weitere Untersuchung mehr
möglich, und er bekam ein leichtes Schmerzmittel gegen die
Krämpfe und Vitamine gespritzt.

Die Penisöffnung lässt über den Tag verteilt zwar immer noch
reichlich Urin durch, aber ist winzig klein. Gegen eine Penis-
amputation sprechen nicht nur seine schlechten Nierenwerte
sondern auch seine Diabetes, die eine gute Wundheilung stark
beeinträchtigt. Also ist ihm auf dem Wege leider wirklich
nicht mehr zu helfen.

Schon bei der Ansicht des sterilen Urins war offensichtlich,
dass er noch immer an einer Blasenentzündung leidet. Nur wird
es immer schwieriger noch ein weiteres Antibiotikum gegen
seine entzündeten Harnwege zu finden. Aber das neue Präparat
hat er - soweit meine aufgehobenen Unterlagen reichen - bisher
noch nicht bekommen. Damals bei den 2 oder 3 Struvit-Vorfällen
hatte ich keine Rechnung mit den verabreichten Medikamenten
mitgenommen oder sie irgendwann weggeschmissen. Nun hoffen
wir, dass dieses Mittel wirkt und nicht Erbrechen oder andere
Komplikationen mit sich bringt. Es gäbe es noch die Möglichkeit
eines Antibiotika-Resistenztestes, aber der war in dem Chaos auf
dem Untersuchungstisch leider untergegangen.

Insgesamt hat sich sein Zustand seit dem letzten Besuch ver-
schlechtert. Selbst Herz und Lunge hören sich jetzt nicht mehr
gut an. Aber trotzdem krabbelte er wieder in seine Transport-
schale und machte nicht den Eindruck, dass er sich jetzt schon
aufgeben wollte. Globulis und Salze sollen wir ihm in der Kombi-
nation ruhig weiter geben, da sie ihm nicht schaden können. Da
stimmten
Tierärztin und die mobile Tierheilpraktikerin, die zu
dem Zeitpunkt ebenfalls in der Praxis anwesend war, überein.

Während der Fahrt lag er vollkommen geschafft im Körbchen, war
aber richtig aufgereget, als wir auf dem heimischen Hof ankamen.
Da dem armen Stinktier nun noch ein Fast-Vollbad bevorstand,
brachte ich ihn zur Erholung in den Wintergarten. Dort trank er

dann auch endlich wieder. Das angebotene Wasserschälchen in
der Praxis rührte er trotz aufgeregtem Hecheln nicht an. Nach
einer kleinen Verschnaufpause wanderte er dann zu seinem
früheren Lieblingsplatz an der Garage und verkroch sich etwas
hinter dem Buchsbaum am Weidenstamm. Aber während ich
seinen Waschzuber füllte, kehrte in den Wintergarten zurück.
Das Wannenbad ließ er über sich ergehen. Er scheint den Ablauf
inzwischen zu kennen und blieb einen Moment mit seinen ver-
schmierten Hinterpfoten in der Wanne stehen. Danach wieder
die obligatorische Kuschel- & Trockenzeit und auch die Nacht-
wanderung durfte nicht fehlen. Dann war es wirklich Zeit für
sein warmes Lager. Heute kuschelte er sich mit dem Rücken
sogar an die Wärmflasche und ließ sich etwas zudecken. Mit
der entleerten Blase hat er nun vielleicht mal eine weniger
feuchte Nacht ...

Nach dem heutigen Drama bot seine Tierärztin von sich aus an
Blasenpunktierung etc. lieber als Hausbesuch durchzuführen,
da der Praxisbesuch wirklich zu viel Stress für ihn bedeutet.
Und in dem Zuge klärten wir auch, dass sie zu ihm nach Hause
kommt, wenn er unter all' seinen gesammelten Krankheiten zu
sehr leidet und seinen Kampfgeist irgendwann dabei verliert ...

Auch wenn ich ihm einen weniger unangenehmen Tierarztbesuch
gewünscht hätte, so war es doch gut noch einiges in der Praxis
abzuklären zu können und sogleich ein neues Antibiotikum mit-
zunehmen. Und nun haben wir endlich die Gewissheit, dass ihm
nicht mehr zu helfen ist. Aber vielleicht hat er trotzdem noch
ein paar für ihn wichtige Tage oder Wochen in seinem Garten!?



Nachtrag 16. September 2010:
Das neue Antibiotikum aufgelöst in Wasser und ins Mäulchen
verabreicht schmeckte ihm morgens überhaupt nicht, blieb
aber im Katertier. Nur fressen wollte er bis zum Mittag dann
kaum etwas. Und am Abend würgte er die Medizin so qualvoll
heraus, dass meine Mutter es nicht wagte ihm das Medikament
nochmals zu geben. Dafür hatte er anscheinend einen schönen
Gartentag, denn er war über mehrere Stunden nicht auffindbar
und lag am späten Nachmittag wieder ganz selbstverständlich
auf seiner Liege im Wintergarten.



Nachtrag 17. September 2010:
Mit wesentlich mehr Wasser verdünnt schaffte meine Mutter es
nun doch ihm das Antibiotikum zu verabreichen. Nur befürchte
ich, dass bei dem häufigen Wechsel der Mittel und durch die zeit-
weiligen Pausen nun kaum noch ein Antibiotikum eine Wirkung
bei ihm erzielen kann ...

Fotos: S.Schneider


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