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Das hätten wir nicht mehr erwartet ...



Plötzlich springt Katz' auf das Regal vor dem Gartenfenster, geht
an den Wassernapf, schlabbert dort etwas Wasser und beobachtet
von diesem Platz aus endlich wieder den Gartentisch. Auch wenn
das Foto unscharf ist, so ist dieser Augenblick ein kleiner wichtiger
Lichtblick in Allegras Leben als Diabetikerin ...

Denn seitdem wir im Frühjahr mit ihrer Insulin-Behandlung
angefangen haben, wurde ihr Bewegungsablauf fast von Tag zu Tag
schlechter. Häufiger legte sie auf ihren kurzen Wegen vom Kuschel-
kissen zum Futternapf sogar Zwischenstopps ein. Und nicht selten
ging sie tiefergelegt auf den Hinterpfoten. Und auch die Vorderläufe
hatte oftmals mehr Bodenkontakt als wie sonst üblich nur mit den
Pfotenballen. Zeitweilig überlegte sie sehr genau, ob sie überhaupt
noch in die Fensterbank des Küchenfensters oder in das Katzenfenster
springen sollte. Auf das erhöhte Bett kam sie nur über die Zwischen-
stufe am Nachttisch. Und wenn diese Stufe mit Büchern etc. belegt
war, blieb sie lieber auf dem Kissen vorm Bett liegen. Für den Sprung
vom Bett oder aus der Fensterbank liegen schon lange dicke Kissen
als Sprungmatte bereit, und wir sind kurz davor ihr eine Rampe für
die 5 Stufen im Treppenhaus zu bauen.

Mit einer Trinkmenge von etwa 200ccm Wasser pro Tag bei
etwa 5,5 Einheiten Insulin für ca. 4,7 Kg Katze, lag Allegra wahr-
scheinlich im sinnvollen Bereich. Unser Tierarzt ging zeitweilig
sogar davon aus, dass sie 2x am Tag sogar 6 Einheiten benötigt.
Nur stellte sich überhaupt keine Besserung ihrer
Neuropathie ein.
Im Gegenteil. Wir möchten im Nachhinein sogar behaupten, je
mehr Insulin Allegra im Laufe der Zeit bekam, um so geringer
wurde zwar ihre Trinkmenge und dementsprechend nahmen auch
ihre Klobesuche ab, aber ihr Allgemeinbefinden verschlechterte
sich erheblich. Wir hatten eingentlich nur noch eine Schlafkatze,
die sich die meiste Zeit im Schrank aufhielt, kein Interesse am
Eichhörnchen-TV auf dem Gartentisch hatte, kaum eine Pfote vor
die Tür setzte und meist noch nicht einmal mehr ins Treppenhaus
ging. Schlafen, fressen, Klobesuche und etwas durchkuscheln
lassen - das war das Leben der Katz'. Nicht viel anders als bei
Herrn Katze, der ohne Insulin-Behandlung fast bis zum Schluß
noch in der Lage war auf seine Gartenliege zu springen ...

Um Weihnachten herum haben wir neben viel Zeit & Aufmerk-
samkeit der Katz' dann auch 2 bis 3x täglich in Wasser aufgelöste
Globulis übers Futter gegeben, die uns
die Tierheilpraktikerin in
Braunschweig
für Herrn Katze empfohlen hatte. Diese Globulis
sollen die Organfunktionen mobilisieren. Was nun genau bei Allegra
zu einer Verbesserung ihres Allgemeinzustandes beigetragen
hat, wissen wir nicht. Denn zusätzlich haben wir die Spritzinter-
valle auf 13 bis 14 Stunden verlängert. Meist bekommt sie nun ihre
inzwischen auf 4,5 Einheiten reduzierte Insulindosis, wenn sie zum
Futternapf marschiert. Das heißt für uns allerdings auch so manches
Mal mitten in der Nacht zu spritzen! Aber da weder Katz' noch wir
einen regelmäßigen Tagesablauf haben, passt diese Lösung aller-
dings sogar besser zu uns, und ist für alle Beteiligten stressfreier.

Stress scheint ohnehin ein ganz wichtiger Faktor zu sein, denn
als sich vor einigen Tagen der Catsitter unserer Nachbarn ver-
sehentlich ausgesperrt hatte und plötzlich in Allegras Raum stand,
konnten wir diesen Sressfaktor am nächsten Tag ganz deutlich in
der erhöhten Trinkmenge ablesen. Daher verzichten wir auch
auf die Blutzuckermessung. Denn jede noch so kleine 'Behandlung'
führt bei Allegra zu Stressreaktionen, die ihre Blutzuckerwerte
nur unnötig in die Höhe treiben.

Stattdessen versuchen wir seit einger Zeit ihr möglichst wenig
Trockenfutter zu geben. Aber Katz' liebt nun mal ihr Royal Canin
Diabetic und andere Sorten der Tierfutterindustrie. Zeitweilig
stellt sie sich dann maunzend vor den gut gefüllten Napf, wenn
dort nur frisches zuckerfreies und gesünderes Feuchtfutter meist
ohne Soße steht. Feuchtfutter bekommen wir am Besten nach
dem Insulin in die Katz' hinein. Oder aber mit etwas Wasser
angereichert und obendrauf die in Wasser aufgelöste Schüßler-
Salzmischung für Diabetiker mit zwei zusätzlichen Tabletten
Nr. 5 zur Unterstützung des Nervensystems. Früher hatte Wolf-
gang behauptet, dass Allegra die Salze verweigert. Aber in-
zwischen ist es gerade die Salzmischung, die Katz' zuerst vom
Futter schleckt. Und dann jubeln wir ihr täglich in 2 Portionen
noch 500mg Taurin im Futter unter. Diese Empfehlung gab uns
unser Tierarzt zur Unterstützung der Herzfunktion.

Also wählen wir nun vorerst das kleinere Übel mit dem Risiko,
das wir durch diese Art der Behandlung ihre Lebenserwartung
verkürzen bzw. Folgeerkrankungen provozieren. Nur da uns unser
Tierarzt immer wieder danach fragt, ob sie sich bewegt und auch
mal gern in den Garten geht, und wir gerade das in den letzten
Monaten immer häufiger verneinen mussten. Wo ist dann der
gesunde Mittelweg? Denn gerade Bewegung ist doch für das
ohnehin anfällige Kreislaufsystem bei Diabetikern so wichtig ...

Zwar liegt ihre Trinkmenge jetzt etwa bei 300cmm am Tag -
und ist für ihr Körpergewicht eigentlich viel zu viel. Zumal
ja auch das Feuchtfutter noch Feuchtigkeit enthält, und wir
das Futter zusätzlich noch mit etwas Wasser verflüssigen. Aber
was haben Katz' und wir davon, wenn sie mit einer höheren
und wohl auch notwendigen Insulindosis nur noch in einer Art
Dämmerzustand lebt? Noch vor ein paar Wochen war sie so
unsicher auf den Pfoten, dass sie sich kaum noch bewegen
wollte. Sie sprach nicht mehr mit uns, obwohl sie normaler-
weise eine sehr erzählfreudige Katze ist, holte sich auch
immer seltener ihre Kuscheleinheiten ab, und ihre Verspielt-
heit war vollkommen verschwunden. Wenn überhaupt folgte
nur noch das Köpfchen dem Lederwedel. Eine Pfote hob sich
dabei kaum noch, wenn sich etwas in ihrer Nähe bewegte.
Inzwischen habe ich Maus & Allegra nachts sogar
mal wieder toben gehört ...

Wir werden also noch ein paar Tage mit Katz' experimentieren,
und ihr Verhalten dabei ganz genau beobachten. Auf die zum Teil
erhöhte Trinkmenge reagieren wir mit einer Tablette gegen Harn-
wegsinfektion, die sie vorsorglich alle paar Tage bekommt. Laut
unserem Tierarzt können wir sie ihr bedenkenlos ab und an ver-
abreichen. Und dann werden wir Allegra im Februar mal wieder
dem Tierarzt vorstellen, um die Nierenwerte und
den Fructosamin-
wert
überprüfen zu lassen. Auch wenn unser Tierarzt der Meinung
ist, dass der Fructosaminwert nur zur Bestätigung einer Diabetes-
Erkrankung dient, und danach keine Aussagefähigkeit über den Blut-
zuckerspiegel mehr liefert. Wir befürchten, dass diese beiden
Werte bei Allegra zu hoch für ein gesundes Katzenleben ausfallen
werden. Aber was nützt in Allegras Fall ein gesundes Katzenleben,
wenn sie mit der richtigen Insulinmenge noch nicht einmal mehr
aus dem Gartenfenster schauen mag ...

Foto: S.Schneider


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