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Eintagsküken

Ich hatte es ja schon lange vor, die Sache mit den Eintagsküken endlich mal auszuprobieren. Heute war es dann so weit. Ich habe im Zoogeschäft 4 tiefgefrorene Küken gekauft, sie tapfer nach Hause getragen und in der Verpackung auftauen lassen.

Während dessen habe ich mich ein paar Stunden doof gestellt und so getan, als ob auf meinem Terrassentisch keine 4 flauschigen, gelben Küken in einer Dose liegen, um alsbald von meinen Katzen verputzt zu werden.

Die Fütterungszeit rückte näher und ich holte die Dose in die Küche und kippte den Inhalt auf einen Teller.
*Klong*  machte es, die Küken waren noch Stein und Bein gefroren. Also ab damit in den Backofen, bei 40 Grad vollends auftauen.
Mein Mann verliess angewidert die Küche, nicht ohne mir vorher mitgeteilt zu haben, ich wäre pervers.

Als sie dann aufgetaut waren, rief ich die Katzen in die Küche und verstopfte mit einem Kissen die Katzenklappe in der Küchentüre. Ich habe schon oft gelesen, dass Katzen bei Eintagsküken total ausflippen und erst mit ihnen spielen, bevor sie sie fressen und ein halbes Eintagsküken aufm Sofa.... nee, nee. Also Küche abdichten.

Da sass nun die hungrige Katzenbande und glotzte die puscheligen 4 Küken auf dem Teller an. Ratlose Blicke: "Ja und jetzt, wo bleibt unser Essen?"

Bis plötzlich mein engelsgleicher Sankt Anton, mein Katerchen, das immer sanft und lieb und folgsam ist, der Streber unter meinen Katzen, mit dem ich noch kein einziges mal schimpfen musste, weil er wirklich immer lieb und sanft ist, unter dem Küchentisch vorschoss und wie ein Berserker die Zähne in eines der Küken schlug und damit knurrend wie ein Rottweiler in der Küche rumrannte, das Küken im Maul und mit wildem Blick. *eeek*

Während Anton voll im Wahn rumraste wie angebrannt, marschierte Luzie zum Teller und angelte sich mit der Pfote ein Küken vom Teller und batschte es direkt mit Schwung an die Wand, angelte wieder mit der Pfote danach und warf es in die Luft: "lustig, Muddi serviert Spielzeuge jetzt auf Tellern"

Der Rest hockt nur da und glotzte völlig fassungslos zu, wie Anton, der sich inzwischen unter den Kücherntisch verschanzt hatte, mit irrem Blick und dem Küken im Maul dort hockte und knurrte.

Als Franzi sich dann dazu entschloss, eines der beiden noch auf dem Teller liegenden Küken näher zu betrachten, schoss Anton - immer noch mit seinem Küken im Maul - unterm Tisch vor, stopfte sich ein zweites Küken ins Maul, visierte das Dritte auch noch an, scheiterte aber mit Maulsperre, und rannte mit den beiden Küken im weit aufgerissenen Rachen wieder unter den Tisch.

Luzie probierte derweil, wie hoch man ein totes Küken in die Luft schmeissen könnte, und mit jedem mal, wenn das kleine gelbe Flauschi wieder auf den Boden knallte, dreht es mir den Magen rum.
Als sie mir das Küken direkt vor die nackerten Füsse warf und irgendein halb durchsichtiger Schlonz aus dem Tierchen lief, war es dann aus, ich fing an zu brüllen wie am Spiess und der Mann musste anrücken und mir beistehen.

Anton schmatzte und knurrte und nagte und kaute seine zwei Küken unterm Tisch weg, der liess NICHTS übrig, Schnabel, Beinchen, Federn, der hat alles verputzt.
Luzie spielte weiter mit dem dritten Küken, die anderen Katzen sassen rum, guckten das vierte Küken auf dem Teller an und bekamen so langsam schlechte Laune. Essenszeit, Hunger und ich serviere Federn. Unverschämtheit.
Ich hab noch versucht, jeden einzelnen dazu zu überreden, sich das vierte Küken doch wenigstens mal genauer anzugucken, aber nix zu machen. Kein Interesse: "Spiel doch alleine mit dem Scheiss, wir haben Hunger, gib uns endlich was".

Wir reden hier von ehemaligen Wildlingen, von denen einige jahrelang ihr Futter selber fangen mussten, wohlgemerkt. :D
Und die voll- und teilgebarft werden (je nach Geschmack, Emma und Lotti nur Rohfleisch, die anderen teils Nassfutter, teils Rohfleisch, bis auf zwei, die beiden Grazien Lilli und Sophie rühren Rohfleisch nicht an).
Aber Küken, igitt. Industriell verarbeitetes Nassfutter oder von Muddi handgeschnittenes Rohfleisch wird gewünscht, aber bitte nix, das aussieht, als hätte es mal gelebt.

Luzies Spielküken und das vierte, von dem keiner was wissen wollte, habe ich den Wildlingen draussen serviert. Einer guckte mich an, als wäre ich nicht ganz dicht in der Birne und watschelte schnurstracks zum Nassfutter. Der zweite schnüffelte wenigstens daran. Der dritte schnappte sich ein Küken und haute damit ab, mit dem gleichen Irrsinn im Blick wie Anton. Falls ihm nicht ein anderer zuvorgekommen ist, wird der sich auch noch das andere Küken geholt haben, ich habs aber nicht weiter beobachtet.

Das war heute das erste und letzte Mal, dass es hier Küken gab *örks*, Sorry Anton.
Fleisch und Nassfutter tuts auch.

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