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In diesem Körbchen ...





... kam an einem Samstag vor 17 Jahren dieser kleine Kater

in unser Leben. Er hat viel verändert und auch dazu beigetragen,

dass wir nun schon über 9 Jahre glücklich mit unseren beiden

grauen Damen zusammenleben.



Ich bin mir sicher, dass dieser eigenwillige Herr das Leben

meiner Großmutter bereichert hat und ihrem Leben oftmals sogar

einen Sinn geben konnte. Denn ihrem Hausarzt erzählte sie mal

vor vielen Jahren: 'Ich muss ja noch weiterleben, denn sonst ist

der Kater alleine!' Meine Mutter, die damals die Kater-Versorgung

schon überwiegend übernommen hatte, saß in dem Moment

daneben! Aber schon allein den Türöffner für ihren Kater zu spielen,

war ein guter Grund, um mehrmals am Tag die steifen Glieder

zu bewegen. Als meine Großmutter nicht mehr unbeaufsichtigt im

Haus bleiben konnte und später pflegebedürftig wurde, war es ihr

aber noch lange Zeit wichtig zu wissen, was der Kater macht. Und

selbst als sie schon lange in ihrer Kinderzeit angekommen war,

kam selten, aber ab und an doch noch die Frage, wo denn

der Kater gerade sei.


Dabei haben wir ihr den kleinen Kater untergeschoben. Denn

obwohl wir extra in Anzeigen nach grauen Katzen suchten, haben

wir ihr erzählt, dass wir ihn davor retten mussten, von einem

Auto auf belebten Straßen rund um einen ostfriesischen Bauerhof

überfahren zu werden. Ich bin mir sicher, dass es richtig war ihr

dieses 'Bärchen' aufzubinden. Auch wenn wir eine größere Lügen-

geschicht um ihn spinnen mussten und erst Jahre später meiner

Mutter die Wahrheit erzählten:


Klein Katze war nämlich als geimpfter fast 11 Wochen alter Kater,

im Heißen Draht für 200,- DM inseriert, und als Silbertabby be-

schrieben. Was ein Silbertabby sein sollte? Beim Telefonat hieß

es, wir sollten einfach vorbeikommen und ihn anschauen, er

hätte ja so eine Art graues Fell. Also gegen Mittag auf nach

Winsen an der Aller zum Katergucken. Dort war Wolfgang dem

kleinen geringelten Katerschwanz, den man hinter dem Sofa im

Wohnzimmer ab und an erahnen konnte, sofort erlegen. Ich war

zögerlich, aber nach dem Motto jetzt oder nie, wurde schnell

noch dieses weiße Körbchen und eine Katzenkinder-Erstaus-

stattung in Celle besorgt und dann zurück zum kleinen Kater.

Dort wurde der Kaufpreis bezahlt, der Impfpass mit dem

Namen 'Bärchen' übergeben und bald darauf das winzige

Etwas gepackt, ins Körbchen verfrachtet, und wir wurden

schnell verabschiedet.


Bei Maus & Allegra verlief das alles ganz anders: Mit Vor-

besichtigung und entsprechender Vorbereitungszeit für das

neue Zuhause der Katzenkinder. Aber vielleicht fiel es seiner

damaligen Besitzerin auch einfach nur schwer Abschied zu

nehmen. Denn nachdem sie einige Wochen später einen

Schwung Fotos von uns bekam, fragte sie telefonisch nach

wie es ihm ginge und ob er sich eingelebt hatte. Irgendwann

war sie dann allerdings unbekannt verzogen.



Tja, und wir hatten damals in Winsen nun ein wimmerndes

Katertier im Auto, das im Körbchen auf meinem Schoß saß.

Und eigentlich sollten wir schon bald bei meiner Großmutter

in Braunschweig eintreffen, um sie über das Wochenende

'einzuhüten'. Meine Mutter war damals gerade ein paar Tage

verreist und wurde vor vollendete schnurrende Tatsachen

gestellt. Aber ein
Zwischenstopp in unserer Wohnung in

Hannover
war zum Packen für das Wochenende notwendig.



Bei meiner Großmutter angekommen, die sich genau wie

meine Mutter immer wieder gegen eine neue Katze im Haus

ausgesprochen hatte, war der 'Tieger' sofort ein 'Bibi'.

So hieß nämlich
der kleine Kater, der vor inzwischen

41 Jahren irgendwann im August ins Haus kam
. Damals

setzte sich das kleine Mädchen auf dem Foto in den Kopf,

dass dieser winzige wohl nur 6 Wochen alte Kater, den sie

schon den ganzen Tag auf einem
Gutshof in Heyersum in

der Nähe von Hildesheim
, mit sich umhertrug, abends

unbedingt mit musste. Mein Großvater war strikt dagegen.

Doch schon bald waren er und Kater Bibi eine Liebe

fürs Leben. Aber das ist eine andere Geschichte ...


Und genauso, wie meine Großmutter nach der Testphase

den kleinen grauen Bibi nicht wieder hergeben wollte,

erging es bald auch meiner Mutter sehr ähnlich. Als sie nach

2 Wochen aus dem Urlaub kam, da saß Wolfgang nämlich

im Wohnzimmer mit lang ausgestreckten Beinen und darauf

ein gaaanz langer kleiner müder Miesekater. Leider habe ich

davon kein Foto, aber dafür entstand
dieses Bild ....



Seitdem sind noch viele Fotos dazu gekommen, die fast alle

in
diesem und diesem Fotoalbum bis 2004 einen Platz gefunden

haben. Im Laufe der Jahre wurde es allerdings immer schwieriger

für mich ihn zu fotografieren, da ich die Böse war, die ihn ab

und an zum Tierarzt bringen musste. Also brauchte nur mein Auto

in die Einfahrt zu fahren, und ich sah nur noch etwas Graues

davonhuschen. War ich jedoch gerade auf dem Weg nach Hause,

erschien Herr Katze wieder auf der Bildfläche. Nur wenn es Roast-

beef oder Lachs gab, traute er sich trotzdem auch mal an mich

heran. Doch
diese Fotos konnte Wolfgang zum Beispiel nur aus

sehr sicherer Entfernung von ihm machen. Aber er hatte ja

seine zwei Bezugspersonen im Haus!



Ab Herbst 2008, als meine Großmutter dauerhaft bettlägerig

wurde, war es dann jedoch nur noch eine Person - meine Mutter,

die sich um Herrn Katze kümmerte. Im Winter 2009/2010 wurde

er immer sonderbarer, zog sich oft zurück und verbrachte viele

Wintertage allein in meinem recht kühlen ehemaligen Kinder-


zimmer oder im Keller. Zwischendurch biss er dann meine Mutter

auch mal ganz unvermittelt in die Hand, und Ende März 2010

begann sein Leidensweg. Wahrscheinlich, weil die Tierärzte

nur die Symptome seiner heftigen Maulentzündung mit Anti-

biotika und Cortison behandelten, anstatt sich auf die Suche

nach der Ursache zu begeben. Was dann geschah, habe ich zum

größten Teil hier auf dem Blog gepostet. Ein paar Beiträge

fehlen jedoch noch, die ich irgendwann vielleicht einmal

einfügen werde. Zumal der 21. August 2010 fehlt. Der Tag, an

dem ich über sein sofortiges Lebensende entscheiden sollte,

mich aber für sein Weiterleben entschieden habe. Der Tag,

der Dank der sofortigen moralischen Unterstützung
der

mobilen Tierheilpraktikerin
für mich eine in vielfacher

Hinsicht entscheidende Wendung in meinem Leben, meiner

Einstellung zum Leben und zum Umgang mit Medikamenten

für Mensch & Tier bedeutete.



Nun mag der ein oder andere denken 'Und der arme kranke Kater

musste das ausbaden und darunter leiden!' Aber er hatte fast

jederzeit die Möglichkeit sich unserer Nähe und Fürsorge zu

entziehen. Doch je schlechter es ihm ging, um so mehr forderte

er Hilfe ein und bekam sie selbstverständlich von uns. Diese sehr

pflegeintensive Zeit war voller Zweifel und Unsicherheit, aber

hatte auch viel mit Nähe zu tun. Sicherlich hatte er zeitweilig

gelitten und so manches Mal, wenn er sich in seine Beete verzog

oder eine kleine Gartenrunde drehte, waren wir uns sicher,

dass er sich nun zum Sterben zurückziehen würde. Aber irgend-

etwas hinderte ihn anscheinend sein kleines Erdendasein auf-

geben zu wollen. Die Tierheilpraktikerin hatte damals im August

vermutet, dass, wenn die Lichtinsentität im Herbst abnimmt, und

es allmählich im Garten kälter wird, dass er dann vielleicht bereit

wäre. Was dann endlich am 10. November 2010 auch geschah.

Vielleicht hätte ich ihm den letzten Weg erleichtern können,

aber mir schien, er hätte sich dagegen gewehrt. Es wäre bei

ihm wahrscheinlich nicht die Sterbehilfe gewesen, die man

eigentlich mit dem Begriff verbindet ...


Allerdings bin ich nach wie vor der Meinung, dass es dann

auch eine notwendige Konsequenz ist, sehr viel Zeit und

innere Ruhe für das pflegebedürftige Tier aufzubringen.

Man kann es eben nicht mehr längere Zeit sich selbst über-

lassen, wie es im Idealfall bei einer selbstbewußten Katze

der Fall ist, die einfach kommt, wann es ihr passt und

einfordert was sie braucht.





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